Es läuft gerade wieder eine sehr interessante Ausstellung in der Hamburger Kunsthalle - eine Retrospektive von Geta Brátescu. Sie ist eine Künstlerin aus Rumänien, deren Konzeptkunst in der Galerie der Gegenwart gezeigt wird. Man kann dort beispielsweise ihren Medea-Zyklus sehen. Bei dem hat Brátescu mit ihrer Nähmaschine gleichsam wie auf dem Papier auf einem Stück Stoff mit der Nadel gezeichnet, andere Stoffe appliziert und so ein fast plastisches Werk geschaffen, auf dem man Insel-Ansichten aus der Vogelperspektive sehen kann. Die Vielschichtigkeit dieser Kunstwerke bietet unzählige Deutungsmöglichkeiten.
Brátescu hat aber auch sehr interessante Collagen aus Stoffresten zusammengestellt. Sie hat vor allen Dingen stark benutzte Stoffe aus ihrer Familie, beispielsweise von ihrer Mutter eingesetzt, die ihre eigene Geschichte erzählen.
Auch ihr Kunstwerk "Dido" besteht aus Stoff. Brátescu erinnert damit an die Geschichte Didos, die von dem König Iarbas ein Land versprochen bekommen hat, dessen Fläche von einer Kuhhaut umspannt werden kann. Dido zerschnitt die Tierhaut in schmale, miteinander verbundene Streifen, so dass sie daraus eine lange Linie ziehen und ein großes Stück Land umschließen konnte.
Brátescu hat zwar auch klassische Collagen aus Papier und Linoldrucke geschaffen, doch fällt die auffällig intensive Verwendung von Stoff und Nadel und Faden auf. Da ist sie nicht die erste. Unter vielen anderen hat auch schon
Louise Bourgeois viel Inspiration aus diesen Materialien ziehen können und sie für ihre Kunstinstallationen eingesetzt.
Komisch, dass auch in der doch recht freigeistigen Kunstszene, weibliche Künstlerinnen gerne geschlechtsspezifische "Produkte" hervorbringen. Sicher kann die Verwendung von eindeutig konnotierten Materialen und Herstellungstechniken genau für einen Diskurs über dieses Thema eingesetzt werden. Aber vielleicht sollte auch mal eine weibliche Künstlerin einem Nagelkünstler wie Uecker den Hammer aus der Hand nehmen oder sich die Stahlplatten von Richard Serra ausleihen.



Um im Thema zu bleiben gab es im Erdgeschoss im neuen Ausstellungsformat "Neuland" eine weitere Künstlerin: Hague Yang, die in Berlin und Seoul lebt. Auch diese hat sich für ihre Kunstwerke frauenspezifische Ausdrucksformen ausgewählt. Makramee, Origami, Strohflechten sind Herstellungstechniken, die sie verwendet. Eine Installation mit unzähligen Glöckchen, die von einem Museumsmitarbeiter mit weißen Handschuhen unentwegt in Bewegung versetzt werden, sind genauso Teil der Ausstellung wie ihre Siebdruckreihe "Spice Moon Cycle", bei der sie den Mond mit allerlei Küchengewürzen (!) wie Ingwer, Masala, Kardamom, Kurkuma etc auf Sandpapier druckt. Das sieht schön aus, riecht leider nicht wirklich und ich habe mich gefragt, ob sie die Gewürze genommen hat, um einfach ein Wortspiel von Spice und Space zu illustrieren.