Montag, 26. Januar 2015

Bildretusche

Das ist ja immer so eine Sache mit der Bildbearbeitung. An meiner Hochschule war die Arbeit des Künstlers heilig, Retusche ging gar nicht, selbst der Bildausschnitt war nicht variabel. Richtig gut waren die Bilder nur wenn sie analog aufgenommen wurden und wenn man an Hand des Negativrahmens sehen konnte, dass genau so der Ausschnitt auch schon fotografiert wurde.

Natürlich kann die Arbeit mit Photoshop oder anderen Bildbearbeitungsprogrammen ein Foto bis zur Unkenntlichkeit verstellen und Realitäten vorgaukeln, die es so nicht gibt. Das kann fatale Folgen haben, wie beispielsweise in der Werbeindustrie mit ihren fragwürdigen Schönheitsidealen. Die Möglichkeit der Überarbeitung ist für mich dennoch zulässig, weil sie die Aussage eines Fotos, die vom Fotografen auch durch die Wahl der Perspektive, der Bildaufteilung und des Ausschnitts bestimmt wird, noch weiter fokussieren kann.

Ich nehme mal ein Bild, was ich letztes Jahr in Leipzig gemacht habe, als Beispiel. Eigentlich eine sehr schöne Stimmung im Cafe. Der nachdenkliche Blick aus dem Fenster läßt viel Raum für Phantasie, die aber durch die banale und etwas reizlose Alltagssituation auf der Straße wieder eingeschränkt wird. In diesem Fall gefällt es mir besser (siehe unten), wenn die Straßensituation wegretuschiert wird, sodass der Blick ins Nirgendwo geht und der Phantasie keine Grenzen gesetzt sind. Ein bißchen mehr Helligkeit und ein wenig mehr Kontrast und das Bild hat genau die Stimmung, die ich als Fotografin wollte.

Um nicht missverstanden zu werden: Bilder, die die Realität genau so unbearbeitet darstellen, wie sie mit der Kamera aufgenommen wurden, sind sehr wichtig; für mich sind sie nur nicht die einzige Art die Wirklichkeit wiederzugeben. Das ist eine Frage nach Authentizität. Das ist vielleicht aber noch einmal einen ganz eigenen Post wert.



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