Bei der Durchsicht meiner alten Designannuals bin ich letztens auf eine interessante Anzeigenkampagne (Heimat Werbeagentur GmbH, Fotograf: William Howard) gestoßen, die mich sehr berührt hat. Dabei ging es um einen Spendenaufruf für Nordoff Robbins in England. Nordoff Robbins bietet für geistig behinderte Kinder Musiktherapie an. Ich weiß leider nicht mehr genau, wann diese Anzeigenserie geschaltet wurde, aber das Thema ist und bleibt nach wie vor aktuell. Auch in Zeiten von Inklusion und UN-Konvention, die die Menschenrechte Behinderter regelt und ihnen gleichberechtigte Teilhabe am gesellschaftlichen Leben ermöglichen soll, wird um das Thema Behinderung gerne ein Bogen gemacht. Falls dann doch einmal eine Visualisierung nötig ist, versteckt man sich in der Werbung und Öffentlichkeitsarbeit hinter Symbolbildern oder einer Behindertenfolklore, die zuweilen schwer erträglich ist und nur sehr wenig mit der Realität zu tun hat. Ich meine damit nicht, dass nur eine Präsentation, die die Krankheit und Behinderung in ihrer ganzen Härte zeigt, legitim ist. Es ist klar, dass diese Bilder verstörend und auch überfordernd sein können und das Gegenteil davon bewirken, was beabsichtigt war.
Gerade deshalb ist diese Anzeigenkampagne eine gelungene Ausnahme. Sie zeigt die behinderten Kinder so wie sie sind in ihrer echten Umgebung. Es wird nicht verfälschend geschönt, die Kinder werden ernst genommen, ihre Darstellung ist authentisch und respektvoll ohne Freakshow zu werden. Mit dem jeweils passenden, realen Plattencover wird zum einen die Verbindung zur Musik in der Musiktherapie hergestellt, zum anderen holen die bekannten, kurzen Titel die Betrachter ab und interpretieren deren Inhalt völlig neu.
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